Flugschule oder Flugverein – Was passt zu Ihnen?

Der erste Schritt zur Pilotenlizenz beginnt mit der Wahl der richtigen Ausbildungsstätte. Ob Flugschule oder Flugverein – beide Optionen bieten unterschiedliche Vorteile, die sorgfältig abgewogen werden sollten.

Von Sebastian Conrad

02.12.2024

7 Min.

Die Entscheidung, wie und wo man seine Ausbildung zum Piloten beginnt, ist ein entscheidender Schritt für viele Flugbegeisterte. Eine der wichtigsten Fragen lautet: Soll ich mich für eine professionelle Flugschule oder für einen lokalen Flugverein entscheiden? Beide Optionen bieten einzigartige Vorteile und Herausforderungen, die je nach persönlichen Zielen und Vorlieben unterschiedlich bewertet werden können.

Doch welche Option passt besser zu Ihnen? Es hängt davon ab, ob Sie eine Karriere als Pilot anstreben oder das Fliegen als Hobby verfolgen möchten. Auch Faktoren wie Zeitaufwand, Budget und Ihre Präferenz für eine strukturierte oder eigenverantwortliche Ausbildung spielen eine Rolle. In diesem Artikel beleuchte ich die wichtigsten Punkte, die für oder gegen eine Flugschule oder einen Flugverein sprechen. Meine Tipps und Erfahrungen aus dieser Zeit möchte ich in diesem Artikel ebenso mit Ihnen teilen. Vielleicht helfen sie Ihnen bei Ihrer Entscheidung.

Info

Für was hatte ich mich entschieden?

Im Jahr 2022 habe ich mich entschieden, dem Flugverein FSV Cumulus Uelzen e.V. in meiner Nähe beizutreten. Die Nähe zu meinem Wohnort und der Kostenfaktor waren ausschlaggebend für meine Wahl. Auch der erste Eindruck des Vereinsauftritts und die Gespräche mit den Vereinsvertretern haben mich überzeugt.

Inhaltsverzeichnis

Wie finde ich die passende Flugschule oder einen passenden Flugverein?

Die Suche gestaltet sich oft einfacher, als man denkt. Über Google, vorzugsweise mit dem Wohnort als Suchbegriff, finden Sie schnell eine Ausbildungsstätte in Ihrer Nähe. Alternativ können Sie unsere Plattform PrüfungsChecker nutzen, die eine Übersicht von über 450 Flugschulen und Flugvereinen in ganz Deutschland bietet. Dank praktischer Filtermöglichkeiten nach Bundesland oder Stadt sowie einer interaktiven Karte wird die Suche erheblich erleichtert.

Finden Sie die passende Flugschule bzw. Flugverein

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Flexibilität der Ausbildung

Flugschulen bieten ein hohes Maß an Flexibilität. Hauptberufliche Fluglehrer können sich besser auf die Wunschzeiten der Schüler einstellen. Besonders Menschen mit vollen Terminkalendern profitieren von der Möglichkeit, Flugstunden auch unter der Woche zu absolvieren, was die Ausbildungszeit erheblich verkürzt.

Im Vergleich dazu erfordert die Ausbildung in einem Flugverein mehr Eigeninitiative und Geduld. Fluglehrer sind oft ehrenamtlich tätig, was die Verfügbarkeit einschränken kann.

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Wie flexibel war es in meinem Flugverein?

Viele Fluglehrer in meinem ehemaligen Verein waren nur an den Wochenenden verfügbar, da sie beruflich stark eingespannt waren. Ich hatte jedoch das Glück, mit mindestens einem Fluglehrer arbeiten zu können, der auch unter der Woche Zeit hatte. Dies war für meine Wochenplanung von großem Vorteil.

Baustunden

Ein wesentlicher Aspekt, der für Flugvereine charakteristisch ist, sind die sogenannten Baustunden. Dabei handelt es sich um Arbeitsstunden, die Mitglieder leisten müssen, um den Betrieb des Vereins zu unterstützen. Dies kann beispielsweise die Wartung von Flugzeugen, die Pflege des Vereinsgeländes oder organisatorische Aufgaben umfassen. Die Anzahl der Baustunden variiert je nach Verein, bewegt sich aber oft zwischen 10 und 60 Stunden pro Jahr. Wer diese nicht leisten möchte, kann sie in der Regel durch eine Geldzahlung ausgleichen, die meist zwischen 10 und 20 Euro pro Stunde liegt.

In Flugschulen entfallen solche Anforderungen vollständig. Hier können sich die Schüler voll und ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren, ohne Verpflichtungen außerhalb des eigentlichen Unterrichts zu übernehmen.

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Baustundenregelung in meinem Flugverein

In meinem Verein waren 55 Baustunden pro Jahr die Norm. Diese Zeit wurde in verschiedene Aufgaben investiert, die oft bereichernd waren, da man dabei viele Vereinsmitglieder und Fluglehrer besser kennenlernen konnte. Zu den typischen Tätigkeiten gehörten z.B.:

  • Thekendienst in der Kantine
  • Rasenmähen oder
  • Unterstützung bei Veranstaltungen wie dem jährlichen Flugfest.
Ich hatte das Glück, meine beruflichen Qualifikationen einbringen zu können, indem ich beim Aufbau und der Pflege der Vereins-Homepage mitgeholfen habe.
Auf der anderen Seite bedeuteten die 55 Stunden jedoch eine erhebliche zusätzliche Belastung für meinen ohnehin schon vollen Terminkalender. Hinzu kamen die An- und Abfahrtszeiten zu den Baustundenterminen. Im darauffolgenden Jahr war ich terminlich so stark eingebunden, dass ich kaum Baustunden leisten konnte. Dies führte schließlich zu einer finanziellen Ausgleichszahlung von über 700 €.

Vereinsleben

In Flugvereinen steht das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. Mitglieder unterstützen sich gegenseitig und teilen ihre Leidenschaft für die Fliegerei. Dies kann besonders für Anfänger motivierend sein. In Flugschulen ist der soziale Aspekt weniger ausgeprägt, da der Fokus auf der individuellen Ausbildung liegt. Dafür können Schüler hier oft lebenslange Kontakte knüpfen, die ihnen bei einer Karriere in der Luftfahrt nützlich sein können.

Was das Vereinsleben wirklich ausmacht

Flugverein Vereinsleben
Flugverein Vereinsleben

  • Gemeinschaft: Jeder hilft jedem – sei es beim Flugzeug schieben, Trösten nach einer misslungenen Landung oder Grillen nach einem langen Flugtag.
  • Technik-Faszination: Ob moderne Avionik oder historische Doppeldecker – hier wird alles bewundert und gefeiert.
  • Unvergessliche Erlebnisse: Der erste Alleinflug, die erste Außenlandung – und die erste Diskussion über Spritpreise am Stammtisch.
  • Kreative Lösungen: Das Ruder klemmt? Ein bisschen WD-40 und ab geht’s!

Meine privaten Flugzeuge und meinen Hubschrauber hätte ich anders als in einem Verein wie diesem Verein nie langfristig betreiben können! Die Grundüberholung meiner Klemm 107 (DECAH) habe ich bei meinem Vereinskollegen Herbert in seiner Scheune in drei Jahren (2.180 Stunden) durchgeführt - mit Unterstützung von mehreren Vereinskollegen. Ich fliege die Maschine seit 1989. Bei den Arbeiten am Hubschrauber bekomme ich seit 15 Jahren tolle Unterstützung von vielen Vereinskameraden.

Hartmut, Fluglehrer

Ein Flugverein ist mehr als nur eine Gemeinschaft von Hobbypiloten – er ist eine Lebensader für all jene, die ihre Leidenschaft für die Fliegerei teilen und aufrechterhalten möchten. Die Geschichten und Erfahrungen zeigen immer wieder: Ohne die Unterstützung im Verein wäre vieles einfach nicht möglich!

Tipp

Warum die Zusammenarbeit im Flugverein so wertvoll ist:

  • Langfristige Projekte realisieren: Die Grundüberholung eines Flugzeugs wird in einem Verein zu einer gemeinsamen Aufgabe. Dank der Hilfe von Vereinskameraden, die ihr Know-how, ihre Zeit und oft auch ihre Scheune zur Verfügung stellen, werden große Projekte möglich.
  • Kostenteilung: Ein eigener Hubschrauber oder ein Oldtimer-Flugzeug wären allein kaum erschwinglich. Im Verein teilt man nicht nur die Leidenschaft, sondern auch Werkzeuge, Wissen und gelegentlich die Kosten.
  • Wissen und Erfahrung: Die älteren Vereinsmitglieder bringen ihr handwerkliches Können und ihre Erfahrungen ein. So wird die Flugzeugwartung oder -überholung zu einem Lernprozess für alle Beteiligten.
  • Hilfsbereitschaft: Egal, ob es um den Einbau einer neuen Avionik geht oder um die Arbeiten am Hubschrauber – die Vereinskameraden stehen immer bereit, mit Rat und Tat zu unterstützen.

Kostenvergleich

Ein häufig genannter Vorteil von Flugvereinen sind die niedrigeren Kosten. Allerdings ist diese Einschätzung nur teilweise korrekt, da die tatsächlichen Kosten stark von der individuellen Nutzung abhängen. Hier eine detaillierte Gegenüberstellung:

Kostenvergleich zwischen Flugschule und Flugverein
KostenfaktorFlugschuleFlugverein
Einmalige Aufnahmegebühr Keine100–1500 €
Monatliche Mitgliedsbeiträge Keine10–100 €
Stundenpreis für Flugzeuge 180–250 €/Std.80–200 €/Std.
Ausbildungsgebühren (für PPL-A insgesamt) 12.000 – 17.000 €6.500 – 9.000 €
Baustunden (Pflicht)Keine10–60 Std./Jahr
Ein großer Vorteil eines Vereins ist, dass nicht der Scheinerwerb, sondern die Sicherheit im Vordergrund steht. Unser Ziel ist es, Mitglieder zu gewinnen, die langfristig dem Verein treu bleiben und Spaß am Fliegen haben. Ein Verein lebt von Engagement, nicht vom Geld.

Hartmut, Fluglehrer

Mein ehemaliger Fluglehrer Harmut hebt hervor, dass Vereine nicht kommerziell ausgerichtet sind. Dadurch entsteht ein anderes Ausbildungsumfeld, bei dem Werte wie Sicherheit und Gemeinschaft im Fokus stehen. Dies unterscheidet sie fundamental von Flugschulen, bei denen wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen.

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Kosten in meinem Flugverein

Jedes neue Vereinsmitglied zahlte eine einmalige Aufnahmegebühr von über 1.000 €. Im Gegenzug waren die Theoriestunden sowie die Schulungsflüge mit einem Fluglehrer kostenfrei. Als Flugschüler fiel lediglich eine Gebühr für die Nutzung der Flugzeuge an. Für die günstigste Maschine, eine Cessna C150, betrug diese z. B. 1,71 € pro Minute, was etwa 104 € pro Stunde entspricht. Zum Vergleich: In einer Flugschule liegt der Stundenpreis bei einem ähnlichen Flugzeug bei etwa 3,91 € pro Minute, also rund 235 € pro Stunde – zuzüglich der Gebühren für den Fluglehrer.

Karriereaussichten

Wer plant, später zusätzliche Lizenzen wie den CPL (Commercial Pilot License) oder ATPL (Airline Transport Pilot License) zu erwerben, ist mit einer Flugschule oft besser beraten. Hier wird bereits eine professionelle Herangehensweise vermittelt, die auf eine Karriere in der Luftfahrt vorbereitet. Für Hobbyflieger, die nur gelegentlich fliegen möchten, bietet der Flugverein hingegen eine erschwingliche und flexible Option.

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Lizenzen in meinem Verein

Neben dem PPL-A wird im FSV Cumulus Uelzen e.V. noch der SPL also Segelflugschein angeboten. Wer danach noch zusätzliche Qualifikationen wie z.B. eine Nachtflugausbildung (NVFR) machen wollte, musste sich dann anderweitig umsehen.

Besuch vor Ort

Bevor Sie sich für eine Flugschule oder einen Flugverein entscheiden, sollten Sie unbedingt den direkten Kontakt suchen und sich selbst ein persönliches Bild machen. Vereinbaren Sie einen Termin vor Ort, um die Räumlichkeiten, die Flugzeuge und die Menschen kennenzulernen. Ein solcher Besuch gibt Ihnen einen besseren Eindruck davon, wie die Ausbildung abläuft und welche Atmosphäre herrscht.

Tipp

Ein persönlicher Besuch hilft Ihnen dabei, wichtige Fragen zu klären:

  • Passt die Atmosphäre der Flugschule oder des Vereins zu mir?
  • Wie gut sind die Flugzeuge und die Ausstattung vor Ort?
  • Wie freundlich und hilfsbereit sind die Ausbilder und Mitglieder?
  • Welche langfristigen Verpflichtungen erwarten mich in einem Verein?

Indem Sie diese Aspekte vor Ort prüfen, treffen Sie eine fundierte Entscheidung und vermeiden spätere Überraschungen. Die Wahl zwischen Flugschule und Flugverein ist keine kurzfristige Entscheidung, sondern legt den Grundstein für Ihre fliegerische Zukunft. Investieren Sie daher die Zeit, um die richtige Umgebung für Ihre Ausbildung zu finden.

Motivation

Ein Haupt-Aspekt bei der Entscheidung Flugverein oder Flugschule ist für meinen ehemaligen Fluglehrer Hartmut das Motiv des Interessenten. Warum möchte jemand seinen Pilotenschein machen?

  • einfach nur, weil man es immer mal machen wollte?
  • oder, weil man ihn primär beruflich nutzen wird?
  • oder, weil man langfristig die Fliegerei in seiner Freizeit mit Freunden und/oder Familie/Lebenspartner genießen möchte (zum Beispiel regelmäßig tolle Reisen machen)?

Genauso kann man die unterschiedlichen Motive der Ausbildungsstellen gegenüberstellen:

  • eine kommerzielle Flugschule lebt davon, möglichst viele Schüler möglichst schnell zu einem Pilotenschein zu verhelfen.
  • ein Flugverein lebt davon, dass viele Mitglieder langfristig und gerne am Vereinsleben teilnehmen (und damit den Verein bereichern).
  • beide vereint, dass ein guter Ruf hilfreich für den Zuwachs von Flugschülern ist.

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Meine Motivation für den Pilotenschein

  • Leidenschaft für die Luftfahrt: Schon seit meiner Kindheit fasziniert mich die Welt der Flugzeuge und das Gefühl, die Erde aus der Vogelperspektive zu sehen.
  • Persönliche Herausforderung: Der Pilotenschein ist nicht nur ein Zeichen von Können, sondern auch eine Gelegenheit, mich selbst weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erlernen.
  • Unabhängigkeit und Freiheit: Die Möglichkeit, spontan und flexibel fliegen zu können, eröffnet völlig neue Horizonte, die mit herkömmlichen Verkehrsmitteln kaum erreichbar sind.
  • Neue Perspektiven: Fliegen bietet einzigartige Einblicke in Landschaften und Orte, die man vom Boden aus nie so erleben könnte.
  • Simulator-Fan: Ich bin ein großer Fan von Flugsimulatoren. Ich hebe seit Jahren regelmäßig am PC ab und wollte einen persönlichen Vergleich von der virtuelle Fliegerei zur realen Fliegerei erleben.

Fazit

Ob Flugschule oder Flugverein – die Entscheidung hängt stark von Ihren individuellen Prioritäten ab. Wer Wert auf Professionalität, Flexibilität und moderne Ausstattung legt, ist in einer Flugschule gut aufgehoben. Flugvereine hingegen bieten eine kostengünstige und gemeinschaftsorientierte Alternative, erfordern aber mehr Eigeninitiative und Engagement.

Vergleich der Kriterien zwischen Flugschule und Flugverein
Kriterium Flugschule Flugverein
Flexibilität der Ausbildung Hohe Flexibilität durch hauptberufliche Fluglehrer und individuelle Terminvereinbarungen. Weniger flexibel, da Fluglehrer oft ehrenamtlich tätig sind und Termine begrenzt verfügbar sind.
Vereinsleben & Baustunden Keine Verpflichtungen, Fokus liegt ausschließlich auf der Ausbildung. Erfordert oft Baustunden (10–60 Stunden/Jahr) oder finanzielle Ausgleichszahlungen.
Kosten Höhere Gesamtkosten (Flugstunden: 180–250 €/Std., Ausbildung: 12.000–17.000 €). Günstigere Gesamtkosten (Flugstunden: 80–200 €/Std., Ausbildung: 6.500–9.000 €).
Qualität der Ausbildung Hochwertige, strukturierte Ausbildung durch erfahrene, professionelle Fluglehrer. Gute Ausbildung, abhängig von ehrenamtlichen Fluglehrern, weniger strukturierte Programme.
Karriereaussichten Ideal für angehende Berufspiloten, die weitere Lizenzen wie CPL oder ATPL erwerben möchten. Geeignet für Hobbyflieger, weniger geeignet für Berufspiloten mit ambitionierten Zielen.

Insbesondere bei einem Flugverein sollten Sie bedenken, dass Sie dort nicht nur Ihren Pilotenschein machen, sondern idealerweise über Jahre hinweg ein aktives Mitglied bleiben. Ein Verein ist mehr als nur ein Ort für Ihre Ausbildung – er ist eine Gemeinschaft. Dies bedeutet, dass Sie sich langfristig engagieren und möglicherweise auch in das Vereinsleben einbringen, sei es durch Baustunden, Veranstaltungen oder andere Aktivitäten.

Prüfungschecker Blog Autor

Über den Autor

Sebastian Conrad ist Gründer und Entwickler der E-Learning-Plattform PrüfungsChecker. Neben der technischen Entwicklung und Pflege der Plattform ist er auch als Blogger aktiv und teilt in seinen Artikeln wertvolle Einblicke, Tipps und Hintergrundinformationen zu Themen rund um die Ausbildung und Theorieprüfungen.